Ergebnisse der LuLa-Studie Rauchen
Bereits im Schmetterling Nr. 70/Juli 2005, S. 26-30 haben wir zum Thema „Rauchen ist ungesund! Besonders bei Lupus?“ berichtet. Ergänzend sind hier in diesem Zusammenhang die weiteren statistischen Auswertungen und vorgestellte Ergebnisse aus den Vorträgen zum Thema „Rauchen und Rheuma“ von Herrn Prof. Dr. Schneider auf dem LuLa-Informationstag und von Fr. Dr. Beer auf der DGRh.
Klinische Studien zeigten bei Rauchern ein erhöhtes Risiko für rheumatische Erkrankungen, wie z.B. die rheumatoide Arthritis (das „klassische Gelenkrheuma“) oder den Morbus Bechterew, eine ggf. bis zur kompletten Versteifung der Wirbelsäule führende, entzündliche Erkrankung der Wirbelgelenke und anderen Gelenke. Das Erkrankungs-Risiko steigt mit der kumulativen Dosis (wieviel Zigaretten über welchen Zeitraum geraucht werden) an. Und Nikotin ist nicht nur ein Risikofaktor bei der Entstehung dieser Erkrankungen, es wirkt sich auch auf ihren Fortgang negativ aus. Raucher benötigen nicht nur mehr Medikamente, auch Beschwerden lassen sich wesentlich schlechter behandeln. Der Bedarf einer intensiveren Therapie (mit z.B. sogenannten Biologicals) ist bei Rauchern doppelt so hoch. Bei der WHR gilt ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen bei Werten von > 0,85 für Frauen und >1,0 bei Männern. Behandelnde Rheumatologen schätzten die Krankheitsverläufe von Rauchern im Vergleich zu Nichtrauchern als deutlich aktiver ein. Und auch die knöchernen Zerstörungen schritten bei Rauchern deutlich schneller voran. Ähnlich sieht es der Datenlage nach bei SLE und Rauchen aus. Eine sogenannte Meta-Analyse (eine Untersuchung, die mehrere Studien unter wissenschaftlichen Kriterien zusammenfasst und analysiert) von 9 Studien konnte zeigen, dass Raucher ein 1,5-fach höheres Risiko haben, an Lupus zu erkranken! Neben diesem Beitrag des Rauchens zur Krankheitsauslösung werden immer wieder auch Einflüsse des Rauchens auf den Schweregrad eines Lupus beschrieben. So wird das Rauchen mit avaskulären Knochennekrosen, Frakturen, Lungenfibrose, pulmonaler Hypertonie und beschleunigter terminaler Niereninsuffizienz bei Vorliegen einer Nierenbeteiligung in Verbindung gebracht.
Was erbrachten die weiteren Analysen der LuLa-Untersuchung 2004 dazu?
935 Personen nahmen in dem Jahr teil, 931 machten Angaben zu ihrem Rauchverhalten. 173 (18,6%) waren aktuelle Raucher, 258 (27,7%) Ex-Raucher und 500 (53,7%) hatten nie geraucht. Die nachfolgende, auf den ersten Blick etwas unübersichtlich anmutende Tabelle zeigt statistisch relevante Zusammenhänge im Gruppenvergleich.
Abbildung 1: Gruppenvergleich unterschiedlicher Rauchertypen
In den weiterführenden multivariaten Analysen (rechnerischer Ausschluss, der sich möglicherweise gegenseitig beeinflussenden Faktoren) konnte gezeigt werden, dass aktuelle Raucher gegenüber Nie-Rauchern eine deutlich erhöhte Wahrscheinlichkeit für Hautveränderungen aufweisen (sogenannte „Odds Ratio“ 2,7) und mit größerer Wahrscheinlichkeit Psychopharmaka einnehmen (OR 2,5), bzw. häufiger Ihren Neurologen aufsuchen (müssen). Bei Ex-Rauchern war gegenüber Nie-Rauchern eine höhere Wahrscheinlichkeit für die Manifestierung eines Hypertonus gegeben (OR 2,0)
Als Schlussfolgerung daraus ziehen wir: Mit den Daten unserer Langzeit-Studie lässt sich der negative Einfluss des Rauchens sowohl auf den Verlauf als auch die Prognose des SLE bestätigen. Neben der Aufzeigung des Gefäß-Effekts (Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen der Beine) belegen unsere Daten, dass sowohl aktuelle als auch Ex-Raucher signifikant mehr Schmerzmittel benötigen. Da akute und vor allem chronische Schmerzen häufig zu psychischen Beeinträchtigungen führen, erscheint es nicht ungewöhnlich, dass auch psychische Störungen häufiger auftreten und die Einnahme von Psychopharmaka höher ist. (Dies ist erst einmal eine mögliche Erklärung bzw. Hypothese).
Auch der negative Einfluss des Rauchens auf den Hautzustand bestätigt sich.
Höhere Quoten bzgl. Arztkonsultationen, Rehabilitationsmaßnahmen und AU-Ausfallzeiten belegen zudem durch Nikotinkonsum gesteigerte direkte und indirekte Krankheitskosten.
Darum noch einmal mit Nachdruck : Finger weg vom blauen Dunst!